PRO BONO – FÜR MEHR GLEICHBERECHTIGUNG

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Es gibt so viele Themen, die gemeinsam angekurbelt werden können, um etwas zu bewirken. Denn wir alle tragen Verantwortung füreinander und können Steine ins Rollen bringen.

Das Ehegattensplitting



Zwei wunderbare Fachkolleginnen, baten mich bei der strategischen Konzeption gegen das Ehegattensplittings mitzuwirken. Tatsächlich habe ich eine Zeit gebraucht, um mich dafür zu entscheiden. Es betraf mich bislang nicht und meine erste Reaktion war eher: es ist eine freiwillige Entscheidung. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

 Warum ist das Ehegattensplitting so tückisch?

 Bis ich mich durch die Masse an Artikeln, Gesetzestexten, Rechtsbeiträgen, Empfehlungen der EU Kommission etc. durchgewühlt hatte und endlich begriff, welch perfides Geflecht dieses Gesetz auslöst. Und nur weil es mich nicht betrifft, bedeutet es nicht, dass ich nichts dazu beitragen kann.

Vereinfacht heruntergebrochen: Es verspricht einen Steuervorteil, der als allerletzte Konsequenz die klassische Rollenverteilung von Mann und Frau begünstigt sowie das klassische Familienbild: Frau, Mann und Kind/er.

Frauen, die durch die Situation des Gender Pay Gap ohnehin im Schnitt 20% weniger verdienen, sind von hohen Steuerabzügen betroffen.   

„Rund 90% der Personen in Steuerklasse V, sind Frauen“.

Was passiert? Arbeitsstunden werden niedrig gehalten, da ab einem gewissen Punkt eine erhöhte Stundenzahl steuerlich nicht mehr rentabel ist. Allein das sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen: Es lohnt sich teilweise nicht, mehr zu arbeiten.

Auch einen schönen Satz hörte ich von einem befreundeten Paar: „Aber Schatz, ist doch ok. Wir können es uns leisten, dass du arbeiten willst.“

Weniger Stunden bedeutet oftmals auch: kein Karrieresprung. Und da sind wir wieder im schönen Deutschland, das auch an diesem Punkt das europäische Schlusslicht bildet: 

„2019 lag der Frauenanteil in deutschen Vorständen bei 9,3%“

Lichtjahre entfernt von einem möglichen Einklang zwischen Beruf und Familie. Lichtjahre entfernt von einem Berufsalltag, in dem die Stärken von Frauen und Männern genutzt werden. Fun Fact am Rande. Während es in den letzten Jahren einen leichten Anstieg des Frauenanteils gab, sinkt er nun wieder seit der Corona-Krise.

Mal ganz zu Schweigen, was eine solche Entscheidung für die eigene Rente bedeutet oder bei einer Trennung des Partners – beruflich, wie finanziell. Eine Abhängigkeit entsteht, obwohl wir uns nicht mehr in den 50ern befinden.

Alleinerziehende, die ohnehin die doppelte Last tragen, bleiben von diesen Steuervorteilen übrigens unberücksichtigt.

Mein persönliches Worst Case Szenario hörte ich in einem Podcast von XY: verstirbt der Ehepartner, fällt man nicht nur in ein tiefes Trauerloch und bleibt stark für seine Kinder. Nein man verfällt auch in eine steuerliche Doppelbelastung. Denn der Steuervorteil erlischt. 

Wie bereits oben erwähnt, alles sehr vereinfacht heruntergebrochen. Denn: Die Umsetzung und Auswirkungen des Ehegattensplittings sind so komplex, dass selbst ausführliche Berichte in der Presse kaum über das Erklären hinauskommen und somit nicht an die individuelle Lebensrealität von Frauen („Was hat das mit mir zu tun?) anknüpfen.

Aber, wie ich selbst erleben durfte, lohnt sich ein Blick „hinter die Kulissen“ und ein tieferes Beschäftigen mit dem Thema. Denn es löst vieles aus. Vieles, das ich für die heutige Zeit als undenkbar empfinde und mal definitiv für meine Töchter geändert haben möchte.

Der Plan

Eine erste strategische Konzeption steht. Wie aber können wir Frauen und auch Männer in Deutschland zum Ehegattensplitting informieren und sie für Gleichberechtigung, Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit mobilisieren?

Aktuell wird mit potentiellen Unterstützern gesprochen und weitere gesucht. Denn im Moment kämpfen vielen an einzelnen Fronten. Nicht nur fordert die EU Kommission die Abschaffung des Gesetzes, auch fordern immer wieder Frauenverbände, Ökonomen und Gleichstellungsbeauftragte: Das Ehegattensplitting muss weg!


Quellen:


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